Montag, 7. Januar 2013

6.1.13


6.1.13
Am Morgen bin ich erst um viertel vor neun erwacht. Ich hörte draussen schon die Kricket Gruppe die sich zum Spielfeld bewegte. Ich öffnete meine Tür und sah hinaus, da rief schon der erste aus der Gruppe der mich sah und forderte mich auf einen Chai zu trinken und danach zum Feld zu kommen. Fünf Minuten später stand ich mit verschlafenem Gesicht und einer bleiernen Müdigkeit auf dem Feld. Es dauerte nicht lange da wurden auch schon die Positionen gewechselt. Es war also an uns zu schlagen. Bald kam ich an die Reihe und schlug den Tennisball beim ersten Wurf des Gegners weit ins Feld hinaus. Es ist sehr ähnlich wie Baseball nur das der Schläger flach ist und es darum geht die drei Holzstäbe die hinter dem Schläger sind zu schützen oder eben mit dem Ball zu treffen. Als wir gewonnen hatten wechselten wir von Kricket zum Fussball. Da in Indien Fussball nicht sehr bekannt ist, ist das Niveau auch dementsprechend, es war also sehr lustig.

Nach dem Spiel traf ich Alessandro und Samuel bei der Kantine. Sie schlossen sich unserer Kochgruppe an. Um halb Elf startete also wiederum das Seminar,  auch heute lernten wir  wieder ein neues indisches Rezept kennen.

Um drei Uhr versammelten sich alle Teilnehmer auf dem Platz im Kirancenter. Es waren ca. 50 Leute anwesend, dabei stellte jede Gruppe kurz vor, was sie in den zwei Tagen gelernt hatten. Daraufhin gab es Chai für alle und somit war das Lernwochenende abgeschlossen. Der Kiranbus füllte sich langsam und das Center leerte sich allmählich. 

Die zwei Italiener Alessandro und Samuel und ich liefen dann zum Ganges hinunter. Die Sonne stand tief und das Wasser war sehr ruhig. Auf den Stufen die hinunter zum Fluss führten hatte es ein paar Inder die miteinander sprachen oder andere die beteten. Als wir dann am Ganges ufer standen konnte ich spüren wie eine grosse Ruhe und Gelassenheit über mich herein kam. Hundert Meter  von dem Ufer entfernt  befindet sich ein Tempel den ich und Alessandro dann aufsuchten und für ein paar Minuten inne  hielten. Zu meinem Erstaunen wollten die Priester nicht einmal Geld für den Besuch des Tempels.

Es wurde schon wieder langsam dunkel, so entschloss ich mich mit dem Velo noch kurz zum kleinen Markt zu fahren. Alessandro musste für eine Familie Lebensmittel besorgen. So fuhren er,  der Junge der Familie und ich zusammen mit den klappernden, alten, heruntergekommenen Velos ins nächste Dorf. Nach zwei Kilometern Fahrt auf den Felgen, fand ich endlich einen „ Velomechaniker“ der eine Pumpe vor seinem Lehmhaus stehen hatte. Die vier Herren sassen um ein Feuer und wärmten sich die Hände. Als wir bei ihnen Halt machten holte der Junge, der mit uns fuhr die Pumpe und reichte sie mir. Ich pumpte doch die Luft staute sich im Kolben. Die Männer am Feuer begannen zu sprechen und zu lachen. So pumpte ich schneller und mit mehr Kraft. Doch der Erfolg war mässig bis schlecht. Wiederwillens machte ein Mann am Feuer die Anstalt sich zu erheben und mir zu helfen. Ich weiss es bis jetzt noch nicht genau was der Trick war, jedenfalls ging die Luft bei ihm in den Schlauch. Nach ein paar dummen Sprüchen die ich leider nicht verstand, fuhren wir weiter.

Kurze Zwischenbemerkung: Meine Finger sind so kalt geworden, dass ich jetzt kurz einen Tee zubereite. Auf der Küchenablage habe ich sechs Würfel liegen. Als ich das Wasser aufsetzte und den Gasherd entflammte nahm ich die Würfel in die Hand und zack legte ich auf einmal eine Strasse hin. Das habe ich in meiner ganzen Würfelkarriere noch nie geschafft. Ich war ausser mir vor Freude.
Wir fuhren also zum Markt. Bei der Hauptstrasse trennten sich unsere Wege, denn Alessandro und der Junge mussten noch einige Kilometer weiter, bis zu ihrem Lebensmittelhändler. Es war schon dunkel als  ich mich auf den Heimweg machte. Neu hatte ich zwei Beutel Tee im Rucksack und an meinen Händen neue Handschuhe. Ich setzte die Kopfhörer auf, wählte Moonraiser mit Rais Up und fuhr ohne Licht auf der mondoberflächen ähnlichen Strasse durch die Felder an den unzähligen Lehmhäuser, Kühen und Inder  vorbei zurück ins Kirancenter.





In meinem Zimmer angekommen nahm ich eine kalte Dusche die mich danach weiter eine Stunde lang am ganzen Körper zittern lies. Ich weiss nicht wie kalt es ist, beim ausatmen bilden sich aber Dunstwolken.  Um acht Uhr gab es wieder Essen im Girlshostel. Es war sehr lecker.
Morgen beginnt also der Alltag in der Orthopädiewerkstatt. Ich bin gespannt was mich erwartet. 

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