Sonntag, 20. Januar 2013

11.-14. Das erste Wochenende in Varanasi

Am Freitag um vier Uhr rattere der volle Bus vom Kirancenter  Richtung  Varanasi. Mitten unter den Leuten sass ich an einem Fensterplatz und beobachtete gespannt wie sich der Bus durch die schmalen Landstrassen schlängelte. Neben mir sass mein Chef, Pradeep Kumar und aus Platzmangel nahm eine andere Person auf seinem Schoss Platz. Ich beobachtete die Landschaft, die Lehmhütten, die Kühe, die Kinder. Nach zehn Minuten passierten wir den Pachao Markt der an einer Hauptstrasse liegt. Die Strasse wurde merklich besser und der Busfahrer drückte vermehrt auf das Gas und die Hupe. Je näher wir dem Herz von Varanasi kamen desto mehr  Autos, Tuktus, Motorräder, Fahrräder, Fussgänger, Kühe, Ziegen, und  Hühner drängelten sich auf den pulsierenden Strassen. Jede Minute pumpte die Strasse mehr und mehr Verkehr ins Herz von Varanasi. Unser Busfahrer liess sich nicht abschrecken und fuhr mit dem Koloss geradlinig, wie ein Messer durch die Butter, in die Stadt hinein.

Als die Tür sich öffnete, fühlte es sich an wie eine Faust ins Gesicht. Ein Schwall von betäubendem Lärm liess mein Trommelfell erzittern, Abgase gemischt mit Staub und Gewürzduft drängte sich in meine Nase. Meine Augen zuckten hin und her, ich wusste nicht mehr wohin schauen. 

Ich setzte meinen Fuss auf die Strasse des kriechenden, hustenden Molchs  Varanasi  und der Bus machte sich unter kräftigem aufheulen des Dieselmotors davon. Die Kiran-Bäckerei befand sich direkt auf der  gegenüberliegenden Seite. Der Verkehr auf meiner Seite kam  von rechts. Ich wartete bis sich zwischen mehreren Motorräder und Rikschas einen Spalt öffnete um bis zum nichtexistierenden Mittelstreifen vorzudringen. Jetzt kam der Verkehr von links, ein Spalt öffnete sich und ich spanne meine Muskel um den ersten Schritt zu tun, da hörte ich von rechts ein schrilles Hupen. Ich blieb stehen, beugte mich nach hinten und das Motorrad fuhr Haarscharf an mir vorbei. Hastig schaute ich wieder nach links von wo der Hauptstrom auf mich zu kam. Schnell hechtete ich mich in Sicherheit und fluchte über das Chaos und die Geisterfahrer.

Ein Angestellter der Bäckerei fuhr mich, nach einer Stunde warten, mit dem Motorrad zum Assighat. Dort zeigte er mir ein gutes Hotel indem man als Kiran-Arbeiter Rabatt erhält. Trotz Rabatt fand ich am Nächsten Tag noch ein billigeres Hotel. Ich checkte also ein lud mein Gepäck ab und lief zum Assighat runter.
 Von allen Seiten hörte ich rufende Menschen, die mir etwas verkaufen wollten oder um Bakschisch  fragten. Kinder packten meine Hand, schauten mich mit ihren grossen, braunen, glasigen Augen an und wollten mir Blumen verkaufen. Mit einem krampfenden Herzen zog ich mich von ihnen los und lief weiter.

Ich fand auf der obersten Stufe von einer der vielen Treppen ein wenig Ruhe um die Atmosphäre auf mich wirken zu lassen. Ich schaute dem Wasser des Ganges zu wie es in der dunklen Nacht im Strahlen der gelb, orangen Scheinwerfer, sehr ruhig, gelassen, gemächlich und still an mir vorüber zog.

Am Samstag besuchte ich verschiedene Tempel und andere Sehenswürdigkeiten. Gegen vier Uhr checkte ich in einem anderen Hostel ein. Das Mishra hat ein wunderbares Rooftop mit Restaurant, von dort hat man eine unglaubliche Aussicht. Da ich hunger verspürte lief ich die schier unendlichen Stufen hoch bis ich endlich das Dach erreichte. Ich bestellte etwas zu essen und genoss beim warten die atemberaubende Aussicht auf die Promenade und den Ganges. Viele der Gäste waren Asiaten, ich lernte eine Südkoreanische Familie kennen die auf einer Weltreise ist. Der Mann mit dem ich sprach war sehr sympathisch und erzählte mir, dass er und seine Familie die Schweiz auch noch bereisen werden.

Nach dem Essen machte ich mich wieder auf in die Menschenmenge. Bald wurde es dunkel und ich wusste das die Zeremonien an den Ghats kurzum beginne würden. Um halb sieben startete die eindrucksvolle Show. Ich sass mit einem Chai in der Hand auf einer Treppe und schaute den nepalesischen Mönchen, die speziell für die Zeremonie nach Varanasi kommen, gespannt zu. Neben mir setzte sich eine junge Frau. Es stellte sich heraus, dass sie aus Florida kommt und heute gerade in Varanasi angekommen ist. Wir unterhielten uns und teilten einander unsere Eindrücke mit. Als die Zeremonie eine Stunde später zu Ende ging machte ich mich
hungrig auf den Weg zurück ins Hostel.

















  

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